Lexikon: Chinesisch

24.07.17 / Sprachlexikon

Das kleine Sprachlexikon: Die chinesischen Sprachen

Das kleine Sprachlexikon: Die chinesischen Sprachen

In unserer Serie "Das kleine Sprachlexikon" bewegen wir uns heute in eine Sprachraum, der größer als Europa ist. Warum sich Sprecher der neun Hauptdialekte nicht miteinander unterhalten, aber dennoch miteinander schreiben können, erfahrt Ihr in unserem Artikel.

Die chinesischen Sprachen sind ein Primärzweig der sinotiebtischen Sprachfamilie, aber dennoch so unterschiedlich, dass man sich gesprochen untereinander kaum verständigen kann. Neben dem Hochinesisch, das sich vom Mandarin, welches die größte sinitische (chinesische) Sprache ist, ableitet, existieren noch neun weitere chinesische Sprachen, die als "Dialekte" bezeichnet werden (Mandarin, Jin, Wu, Hui-Dialekt, Xiang, Gan, Hakka, Yue (Kantonesisch), Pinghua und Min). Die Unterschiede zwischen diesen "Dialekten" sind zum Teil jedoch so groß, dass sie auch als eigenständige Sprachen bezeichnet werden könnten.

Zur überregionalen Verständigung wird in China meist das Hochchinesisch (Mandarin) und regional auch Kantonesisch verwendet. Dieses sind auch die beiden Sprachen, die (in diesem Fall leicht unkorrekt) als Varietäten unter "Chinesisch" in unserer Sprecherkartei zu finden sind.

Aber auch, wenn sich die Sprecher der verschiedenen chinesischen Sprachen untereinander größtenteils nicht verständigen können, verstehen sie sich wiederum schreibend: Auch wenn ein Begriff komplett unterschiedlich ausgesprochen wird, existiert meisten in allen Dialekten das gleiche Schriftzeichen dafür. So wird zum Beispiel das Wort "Hand" im Hochchinesischen "shǒu" und im Kantonesischen "sa:u˧˥" ausgesprochen, aber wird in beiden Sprachen als 手 geschrieben. Ohne diese sogenannte logographische Schrift (vereinfacht gesagt steht jedes Zeichen für einen Begriff) würden die Wörter in den unterschiedlichen chinesischen Sprachen wie zum Beispiel bei Sprachen mit dem lateinischen Alphabet auch unterschiedlich, dem laut entsprechend geschrieben werden.  Auf der anderen Seite bedeutet dieses System natürlich auch, dass Leser der chinesischen Sprachen mindestens 4000 bis 5000 Schriftzeichen lernen müssen, um Texte mit verschiedenen Inhalten lesen zu können. Für eine Zeitung reichen schon ca. 2000 Schriftzeichen. Insgesamt gibt es jedoch über 100.000 Zeichen.

Die chinesischen Sprachen sind sogenannte Tonsprachen. Die Anzahl der Töne hat sich historisch verändert und ist auch heute noch unterschiedlich. Das Hochchinesische besitzt beispielsweise vier Töne. Der erste Ton wird gleichbleibend hoch, der zweite Ton aufsteigend, der dritte Ton zuerst fallend, dann aufsteigend und der vierte Ton stark abfallend gesprochen. So kann das Morphem "ma" je nach Ton entweder "Mutter", "Hanf", "Pferd" oder "schimpfen" bedeuten. Diese Begriffe haben zwar vier unterschiedliche Schritftzeichen, die aber alle das Morphem "ma" repräsentieren. Da die Bedeutung je nach Ton doch stark unterschiedlich sein kann, ist das beherrschen dieser Töne sehr wichtig. Denn wer möchte schon die Reaktion erleben, wenn man seine Mutter als Pferd bezeichnet?

Historisch ist die ursprüngliche Verbreitung der chinesischen Sprache schwer zu erforschen. Die Sprachen der Nachbarstaaten des antiken Chinas sind nahezu unbekannt. Aber bereits mehrere Jahrhunderte vor Christus finden sich Hinweise über die Aufgliederung der chinesischen Sprache in Dialekte.

Seit der Schriftrereform aus dem Jahr 1958 verwendet man in der Volksrepublik China vereinfachte Schriftzeichen (simplified), während in Hongkong und Taiwan immer noch die traditionellen Schriftzeichen benutzt werden. Auch andere Sprachen wie z.B. das Japanische haben ursprünglich die chinesischen Schriftzeichen verwendet. In Japan wurden jedoch schon 1946 eigene, vereinfachte Zeichenformen eingeführt.

Generell kann man sagen, dass sich das Konzept der chinesischen Sprachen stark von anderen Sprachen unterscheidet. So wird in der Linguistik auch eine Verwandtschaft mit anderen Sprachen außerhalb der  tibetobirmanischen Sprachfamilie im Allgemeinen nicht anerkannt. Unser Artikel kann daher auch nur einen linguistisch vereinfachten und kleinen Einblick in diese faszinierenden Sprachen geben.



Fakten zu den chinesischen Sprachen:

  • Verbreitung: Volksrepublik China, Taiwan (Republik China),  Singapur, Indonesien, Malaysia, Thailand, Vietnam, Philippinen, USA
  • Amtssprache in: Singapur, Taiwan und der Volksrepublik China
  • Eine der sechs Amtssprachen der Vereinten Nationen (UN)
  • Sprecher(innen): ca 1, 3 Milliarden (meistgesprochene Muttersprache)
  • Sprachcodes: zh (ISO 639-1), chi (ISO 639-2, B), zho (ISO 639-2, T), zho(ISO 639-3)
  • Linguistische Klassifikation: Sinotibetische Sprachen - Sinitische (chinesische) Sprachen



Foto: powerstock - fotolia.com

Yu Fang Yu Fang
  • Sprache: Chinesisch
  • Varietät: Chinesisch (Mandarin)
  • Sprachalter: dreißiger, Reife Stimme
Yu Fang ist ein echtes Allround-Talent. Der seit 30 Jahren in Deutschland lebende Chinese spricht Hörspiele, Imagefilme, Werbungen, Synchrorollen, Audioguides und arbeitet zu dem auch noch als Schauspieler, Übersetzer und Regisseur. Neben seiner Muttersprache Chinesisch spricht er fließend Deutsch und Englisch. Seine Stimme ist sehr variabel und wandelbar. So hat er schon für Kunden wie Bosch, Bechstein, VW und Siemens Sprachaufnahmen gemacht. Als Fernsehschauspieler konnte man ihn schon häufiger in Serien wie "Tatort" und "Soko Leipzig" sehen.
Joya Wang Joya Wang
  • Sprache: Chinesisch
  • Varietät: Chinesisch (Mandarin)
  • Sprachalter: dreißiger, junger Erwachsener
Xiao Shen Xiao Shen
  • Sprache: Chinesisch
  • Varietät: Chinesisch (Mandarin)
  • Sprachalter: junger Erwachsener, dreißiger

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