Seit Beginn der Flüchtlingskrise sind viele hunderte Flüchtlinge vor Lesbos ums Leben gekommen. Eine genaue Zahl lässt sich schwer bestimmen, da nicht alle ertrunkenen gefunden werden. Allein gestern starben 18 Flüchtlinge bei dem Versuch, die ca. 12 Kilometer lange Strecke zwischen der türkischen Küste und der Insel Lesbos per Boot zu überqueren.
Gefährlich wird die Überfahrt nach Lesbos vor allem durch die extrem schlechte Qualität der Boote. Es handelt sich nicht, wie man vermuten könnte, um alte, schrottreife Wassergefährte. Die Boote, auf die Schlepper die Flüchtenden teils mit Gewalt zwingen, wenn diese Skrupel angesichts der Gefahr bekommen, werden größtenteils eigens dafür produziert. Dabei wird jedoch so skrupellos vorgegangen, dass das Material oft nicht die 12 Kilometer lange Überfahrt durchhält. Die Boote lassen sich nicht richtig Steuern und werden komplett überladen. Auch sind Fälle, in denen die Rettungswesten, die von den Schleppern an die Flüchtlinge verteilt wurden, nicht funktionsfähig waren. Anstelle von Auftriebskörpern sind diese Westen dann mit Stoffresten befüllt, die sich mit Wasser vollsaugen. Im Falle einer Havarie saugen sich diese Westen mit Wasser voll und werden zur tödlichen Falle. Trotzdem werden diese Westen oft für einen Aufpreis von bis zu 100 Euro pro Stück an die Flüchtenden verkauft. Auch werden für Kinder Schwimmwesten verteilt, die mit Luft befüllt höchstens als Schwimmhilfen im knietiefen Wasser ausreichen. Der Anteil von Kindern auf den Booten liegt häufig bei 30 bis 40 %.
Unserem Team wurde während unserer Recherchen übereinstimmend berichtet, dass für eine Überfahrt von der Türkei nach Griechenland zwischen 1000 und 1500 Euro von den Schleppern als Preis verlangt wird. Das dreiste Vorgehen der Schlepper reicht extrem weit. Sie preisen sogar die Hilfe der Freiwilligen und NGOs auf griechischer Seite vor der Überfahrt als im Preis mit inbegriffen an.
In unserer kurzen Dokumentation, welche in Zusammenarbeit mit der Cinema for Peace Foundation entstanden ist, werden wir die Situation und die Arbeit von Freiwilligen und NGOs wie zum Beispiel Seawatch vorstellen. Unser Film soll bei Screenings von Dokumentar- und Spielfilmen, die sich mit der Flüchtlingskrise beschäftigen, als einleitender Vorfilm gezeigt werden.
Inspiriert von den vielen Freiwilligen vor Ort, die unabhängig von Nationalität und Religion gemeinsam versuchen, die Situation der Flüchtenden so erträglich und sicher wie möglich zu gestalten, werden wir versuchen, die Finanzierung für einen Dokumentarfilm aufzustellen.